Atelier

Das Studium an den staatlichen Kunstakademien war eine Zeit, in der die Studenten sich bestenfalls ausschließlich um ihre künstlerische Entwicklung kümmern sollten. Danach stellten sich aber bald Fragen profanerer Art. Woher kommt das Material? Wer bezahlt es, wie werden tonnenschweres Material überhaupt zum Werkraum transportiert? Gibt es überhaupt eine Werkstatt und wo befindet sie sich?
Nach dem Studium in Paris und Stuttgart und einer kurzen, aber intensiven Zeit in Wien fand Michael Schützenberger schnell das von ihm so genannte ”kleine Atelier“, eine alte Schlachterei am Rande der Stuttgarter Innenstadt. Ein Stipendium erleichterten die zwei ersten Jahre. Nach einigen Jahren fleißiger Arbeit wurde der Platz schließlich zu klein. Es musste eine größere Lagerstätte her und durch persönliche Kontakte gelang es das ”Große Atelier“ in einer ehemaligen Ziegelei zu finden.

Im Austausch mit Kunstwerken standen plötzlich fast unendlich große Räume zur Verfügung, die allerdings im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt waren, an kreatives Arbeiten war nur im Frühling und im Herbst zu denken, weshalb das kleine Atelier in Stuttgart als Werkraum parallel weiter lief. Zwischen der großen Halle und der kleinen Schlachterei lag die private Wohnung, in der sich die Möglichkeit ergab, unterm Dach ein kleines Studio einzurichten, das endlich auch beheizbar und mit Sanitäranlagen ausgestattet war – dort wurden gezeichnet, fotographiert und auch die digitale Arbeitweise hielt Einzug in Schützenbergers Kunstproduktion: Das so genannte „Kunstbüro“ entstand!
2013 wurden die großen Hallen abgebrochen, nach intensiver Suche wurde ein aufgegebener Bauernhof im Remstal gefunden, in dem 20 Container Kunst und Material Platz fanden. Seitdem dauert die Renovierung an und bietet noch weiterhin viel Potenzial: „Der Bildhauerhof“

Bildhauerhof (2013)

2013 ergab sich schließlich die Möglichkeit, im Rems-Murr-Kreis, nicht allzu weit von Stuttgart ein leer stehendes Bauernhaus mit angegliederten Scheunen zu erwerben, was sich als ein Glücksfall erweisen sollte. Nach einigen Umbauten ist das Konzept von Wohnen und Arbeiten aufgegangen. Jährlich stattfindende Symposien und öffentlich stattfindende Ausstellungen geben der Kunst den nötigen Raum.

Großes Atelier Ziegelei (2000 – 2014)

Von 2000 bis 2014 gab es in einer leer stehenden Ziegelei die Möglichkeit, die künstlerische Arbeit und die entstehenden Werke auf über 6000 m2 großzügig auszubreiten. Zahlreiche Besucher wurden durch die Ausstellungen und Arbeitsplätze geführt. Die 7 m hohen Hallen konnten jedoch nur durch einem bescheidenen Lastenaufzug zugänglich. Sanitärräume und Heizung waren nicht vorhanden.

Kleines Atelier Stuttgart (1987 – 2017)

Nach der Akademiezeit in Stuttgart gelang es gleich im Anschluss eine ehemalige Schlachterei im Stuttgart Süden zu beziehen. 30 Jahre dauerte die Atelierszeit im Hinterhof. Zu Beginn lag die Werkstatt an einer viel befahrenen Durchgangsstraße, sodass ununterbrochen ohne Ruhestörung zu verursachen, gearbeitet werden konnte. Im Laufe der Zeit verbesserte sich jedoch die Gegend; die Verkehrsstraße wurde beruhigt, und die laute Bildhauerarbeit konnte nicht mehr ohne weiteres durchgeführt werden. Da auch der Lagerplatz zu eng und die Dimensionen der Skulpturen und Plastiken immer größer wurden, war deshalb in den letzten Jahren das große Atelier in Winnenden immer wichtiger geworden.

Alte Schlosserei

Als das Abenteuer des ”Großen Ateliers“ in der Ziegelei Winnenden nach 14 Jahren unaufhaltsam zu Ende ging, bot sich in der nahe gelegenen ”Alten Schlosserei“ die Möglichkeit einer Interimslösung an. Über 500 dreidimensionale Kunstwerke, 700 Zeichnungen und Bilder und mehr als 140 Tonnen Material unterschiedlicher Sorte und Art wurden im Laufe von drei Jahren (2010-13) durch die ”neuen“ Produktionsräume sozusagen destilliert, geordnet und gefiltert, um dann (2013-15) in den oben erwähnten Bildhauerhof Ihren vorläufig endgültigen Lagerort zu finden.

Akademie Stuttgart

Bereits in der Studienzeit boten sich an den unterschiedlichen Universitäten, Schulen und Akademien großzügige Plätze in zahlreichen Arbeits- und Produktionsräume. Die Bronzegießerei mit dem Werkstattleiter Herbert Heinzel (1920-2023†) war einer der spannendsten Ateliers. Die Figur „Großer Minotauros und Mensch“ entstand zwischen 1983-87, die Figur ”Großer Eisenminotauros“ zwischen 1983-85.

Akademie Paris

An der École National Superieure Des Beaux-Arts in Paris besuchte ich das Atelier Expression Monumantale bei Etienne-Martin und bei César (Chef d’atelier sculture)

Atelier Wien

In Wien besuchte ich zum ersten Mal Künstler in ihrem Ateliers und begriff sofort, dass dies ganz besondere Orte sein können! Durch die enge Freundschaft der Großeltern mit berühmten Künstlern wie Rudolf Hoflehner, Rudolf Hausner oder Emil Tomann, hatte ich sehr früh Zugang zu ihren außerordentlichen Werkräumen und betrachtete von da an das „Künstleratelier“ als Kultstätte des ästhetischen Mythos.

Studio Waiblingen

Projekt „Kunstbureau“

Der Augenblick, wenn ein Künstler weiß was er gestalten will, ist für ihn ein berauschender und glücklicher Moment. Was Künstler gestalten, bedarf Zeit, Raum und eine lang andauernde Spannung des Geistes, der Physis und der Moral unter oft schwierigen Bedingungen. Die technische Verwirklichung gschieht meistens in Werkstätten oder Ateliers, die naturgemäß staubig, schlecht geheizt oder zu dunkel sind. Wer sich Künstler als Handwerker vorstellt, hat nicht unrecht, sollte aber bedenken, daß vor der Ausführung immer die Idee oder zumindest eine Ahnung steht. Der Gedanke an die stille Kammer – moderner ausgedrückt, der Think-tank – kommt in den Sinn. Ein Ort, an dem die geistige und nicht zuletzt materielle Basis für alle nachfolgenden Arbeiten gelegt wird; ein Raum für Dokumentation, Organisation und Kontemplation. Um diesen Überlegungen Platz zu geben, gründete ich 1995 in Waiblingen das KUNSTBUREAU.

M.S. 1997